Einige fragen sich bestimmt, wie ich überhaupt nach Indien gekommen bin. Hier ein Überblick über das „Organisatorische“. Vielleicht plant ja im Moment auch jemand ein Auslandsjahr oder kennt jemanden, der dies tut, dann sind ein paar Infos vielleicht willkommen.
Mein Aufenthalt hier in Indien wurde von Brot für die Welt und den Evangelischen Freiwilligendiensten für junge Menschen (Ev. FWD) organisiert und findet im Rahmen des Neuen Entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“ des BMZ statt. Beide Organisationen sowie „weltwärts“ möchte ich nun vorstellen.
Brot für die Welt (BfdW) – „Den Armen Gerechtigkeit“
BfdW kennt wohl jeder. Es handelt sich hierbei um ein Hilfsprogramm des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (DW der EKD), wobei der Titel „Programm“ wichtig ist, denn eine eigenständige Hilfsorganisation ist BfdW nicht. Im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen, die teilweise Fördermittel aus staatlicher Hand, wie etwa vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), bekommen, finanziert sich des Programm BfdW rein über Spenden. Der Spendenumfang für das Programm lag im Jahr 2007 bei 52,8 Millionen Euro, wobei etwa die Hälfte aller Spenden während der Adventszeit gesammelt werden.
BfdW wurde 1959 in Berlin ins Leben gerufen und hat heute seinen Sitz in Stuttgart im Hause des Diakonischen Werkes der EKD. Von dort aus werden heute über 1000 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropas unterstützt, hierbei wird nicht auf die Entsendung eigener Entwicklungshelfer gesetzt, sondern auf Hilfe zur Selbsthilfe. Brot für die Welt arbeitet stets mit Partnern aus dem jeweiligen Entwicklungs-/Schwellenland zusammen und unterstützt deren Projekte finanziell, vorausgesetzt der die Fördermittel wurden nach mehrmaliger sorgfältiger Prüfung bewilligt. Die Partner von BfdW sind protestantische kirchliche Organisationen, da es sich bei dem Hilfsprogramm ja auch um ein kirchliches Programm handelt, aber auch andere säkulare Organisationen, Selbst-Initiativen, Menschenrechtsgruppen und andere nichtstaatliche Organisationen. Der Grund für die Arbeit mit Partnern liegt darin, dass man annimmt, dass diese das Land mit dessen Kultur und sozialen Nöten sowie mögliche erfolgreiche Ansatzpunkte für Entwicklungshilfe besser kennen als Entwicklungshelfer aus dem Ausland. Grundlegende Leitlinie für die Arbeit von BfdW ist der Solgan „Den Armen Gerechtigkeit“. Im kommenden Jahr feiert das Hilfsprogramm sein 50-jähriges Bestehen.
► weitere Infos über Brot für die Welt und Möglichkeiten zur Unterstützung unter:
Evangelische Freiwilligendienste für junge Menschen FSJ und DJiA gGmbH (Ev. FWD)
Der Name der Organisation mit Sitz in Hannover schreckt auf den ersten Blick ab, ermöglicht es aber entscheidende Elemente dieser Entsendeorganisation für Freiwillige bereits aus deren Titel abzulesen. Es handelt sich um eine evangelische Organisation, die das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Diakonischen Werk der EKD und der Arbeitsgemeinschaft der Ev. Jugend in Deutschland (aej) im Bezug auf zwei Arten von Freiwilligendiensten ist – dem weitläufig bekannten Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und dem Diakonischem Jahr im Ausland (DJiA).
Die Idee eines Diakonischen Jahres wurde schon 1954 geboren. Die Ev. FWD haben die Organisation des DJiA und FSJ im Ausland 2002 vom Diakonischen Werk der Pfalz übernommen. Zum DJiA heißt es auf der Website der Ev. Freiwilligendienste:
„Das Diakonische Jahr ist insofern nicht nur ein soziales Orientierungsjahr für Jugendliche. Es bietet auch die Möglichkeit, die sozialen Einrichtungen, die verschiedenen christlichen Traditionen, die unterschiedlichen sozialpolitischen Situationen und Organisation des sozialen Engagements in den Kirchen Europas kennen- und verstehen zu lernen. Das DJiA versteht sich als ökumenisches Programm und ist offen für die verschiedenen christlichen Konfessionen und schließt nichtkonfessionelle Bewerberinnen und Bewerber nicht aus, sofern sie Glaubensfragen und Kirche gegenüber aufgeschlossen sind.“
Die Anzahl der Teilnehmenden am DJiA, das sich an Menschen zwischen 18 und 30 wendet, ist stetig gestiegen. Machten 1989 nur 22 Freiwillige in Belgien und Frankreich, so sind es dieses Jahr über 140 Freiwillige in 19 Ländern. Unter diesen Freiwilligen sind auch wir, die ersten 15 Weltwärts-Freiwilligen von Brot für die Welt und den Ev. Freiwilligendiensten, mit 4 Zielen – Argentinien, Costa Rica, Indien und Kamerun.
► weitere Infos zu den Ev. FWD und zu deren Angeboten gibt es unter:
www.djia.de
weltwärts – Der Neue Entwicklungspolitische Freiwilligendienst des BMZ
Ins Leben gerufen wurde weltwärts im Jahr 2007 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und hat es sich zum Ziel gemacht junge Menschen ehrenamtliche Arbeit in Entwicklungsländern zu ermöglichen.
Mit dem Leitbild „Lernen durch tatkräftiges Handeln“ will dieser Freiwilligendienst junge Menschen für entwicklungspolitische Themen und Zusammenhänge sensibilisieren, sowie das Engagement für die Eine-Welt-Idee stärken. Der Aufenthalt in einem Entwicklungsland soll weiterhin dazu beitragen interkulturelle Verständigung und Toleranz zu fördern und die Freiwilligen zu Multiplikatoren für entwicklungspolitische Themen zu machen, um auch „Daheimgebliebene“ für Entwicklungspolitik und -problematiken zu sensibilisieren. Im Vordergrund des Dienstes steht also das Lernen durch freiwillige Arbeit. Weiterhin soll mit weltwärts der Nachwuchs im entwicklungspolitischen Berufsfeld gefördert werden.
Das Programm richtet sich an junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren und ermöglicht es ihnen für einen Zeitraum von 6 bis 24 Monaten in einem Entwicklungs- bzw. Schwellenland zu leben und zu arbeiten. Der Einsatz wird vom BMZ und der Partnerorganisation mit einem Stipendium finanziert, wobei dem Freiwilligen Taschengeld, sowie kostenlose Reise, Unterkunft und Verpflegung zustehen. Trotzdem fallen natürlich Kosten an, wie etwa für Impfungen, Reisedokumente etc.
Das BMZ entsendet jedoch nicht direkt Freiwillige sondern zertifiziert Entsendeorganisationen, die dann ihrerseits den Einsatz von Freiwilligen mit ihren Partnern im Ausland organisieren.
Da Brot für die Welt ein Entwicklungsprogramm ist, bestand von dieser Seite ein Interesse daran Freiwillige zu entsenden, da man ja über die nötige Erfahrung und Ressourcen in der Entwicklungszusammenarbeit verfügt und langjährige Kontakte zu Partnerorganisationen in Entwicklungsländern hat. BfdW hat jedoch keine Erfahrung mit der Entsendung von Freiwilligen. Dies ist der Grund warum BfdW und die Ev. FWD kooperieren und ich quasi Freiwilliger beider Organisationen bin.
► weitere Infos zum weltwärts-Programm und den teilnehmenden Entsendeorganisationen unter:
www.weltwärts.de
Nun aber genug mit all den Programmen und Organisationen. Der nächste Bericht wird wieder „indischer“, sprich bunter und spannender ;-)
Vielen Dank fürs Lesen!
Euer/Ihr Felix